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Gastkommentar Ingo Busch: Über Ärzte, Ingenieure und Nerds

Ärzte und Techniker lösen Aufgaben, die strukturell ähnlich sind. Können aber die in diesen beiden Bereichen entwickelten Methoden einander ergänzen und zu neuen Lösungen führen? Und was ist notwendig, um diese Lösungen umzusetzen? Hier sind Informatiker gefragt, Data Scientists, aber auch gute Manager und Politiker.

 

Fachjournalist und Instandhaltungsprofi Ingo Busch über Ähnlichkeiten, Herausforderungen und das Präventionsparadoxon:

 

Bietet die Pandemie wirklich Chancen? Und wenn ja, welche?

Die Erkenntnis, dass Krisen auch Chancen bieten, wurde während der vergangenen Monate bereits so oft wiederholt, dass sie inzwischen schon ein wenig abgegriffen wirkt. Na klar, die Pandemie, die wirtschaftliche Krise, deren Ausmaße sich erst unklar abzeichnen, die Finanzkrise, in der wir mit Billiarden-Ausgaben bereits stecken  –  all das wird für grundlegende Veränderungen in unserer Gesellschaft sorgen und damit neue, ungeahnte Möglichkeiten eröffnen. Aber welche genau, bitte? Da wird es schnell eng mit guten Ratschlägen.

Nun sind Instandhalter a priori erhaltende, konservative Menschen, die sich mit dynamischen Umschwüngen etwas schwer tun. Da ist es vielleicht einfach noch zu früh, von uns konkrete Vorschläge und Aktionen zu erwarten?

Es lassen sich jedoch bereits jetzt einige nützliche Erkenntnisse gewinnen, die sich nicht nur auf die Technik, sondern auf die gesamte Gesellschaft beziehen – und nebenbei helfen können, das „Grundproblem der Instandhaltung“ zu lösen. Dieses Problem besteht bekanntermaßen darin, dass der Nutzen der Instandhaltung sich zu großen Teilen aus nicht eingetretenen Schäden ergibt und damit  „imaginär“ bleibt – ein Umstand, der häufig den Blick auf den Wert der Instandhaltung  trübt und deren Wertschätzung vermindert.

Nun sind zwischen Medizin und Instandhaltung Parallelen vorhanden, die klar zutage liegen: Ein Arzt führt in gewissen Umfang schon Inspektionen, Wartungen und Reparaturen durch, und zwar am sehr komplexen Objekt „Homo Sapiens“. Aber existiert in der Medizin dann ein ähnliches Grundproblem? Und wie gehen die „Halbgötter in Weiß“ damit um?

Die Diskussionen um die Eindämmung der Pandemie haben gezeigt, dass derartige Probleme dabei sehr wohl auftauchten. Prof Drosten, der prominente Virologe, sprach da vom „Präventionsparadoxon“ in einen Sinne, der dem „Grundproblem der Instandhaltung“ nahe kommt. Allerdings sind die Lösungsansätze der Mediziner etwas verschieden von denen der Techniker. Das mag daran liegen, dass Ärzte sich bisher stärker mit „Reparaturen“ beschäftigt haben und die „Wartung“ nicht so sehr im Mittelpunkt stand.

Aber vielleicht können ja die beiden Berufsgruppen, die Ingenieure und die Ärzte, voneinander lernen? Vielleicht schaffen sie es, Algorithmen zur Lösung ihrer jeweiligen Grundprobleme auszuarbeiten, die allgemeingültige Lösungen für beide Bereiche bieten?

Dazu gibt es tatsächlich bereits Ansätze. Und es bietet sich die Chance, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Mehr Vorsorge in die medizinische Versorgung zu bringen, und die industrielle Instandhaltung zu lehren, sich an umfassende Betrachtungsweisen insbesondere in der „Diagnostik“ zu gewöhnen  – und vielleicht sogar den Status von „Ärzten der Industrie“ zu erlangen.

Um diese Aufgaben zu lösen, bedarf es allerding noch einer weiteren Berufsgruppe. Die Instrumente dafür werden nämlich offenbar von den „Nerds“, den Data-Scientists und mathematischen Analytikern geschaffen. Am Ende könnte dann eine holistische Theorie und Praxis entstehen, die sowohl Produktion als auch Gesundheitswesen auf neue Fundamente stellt. Wenn das keine Chance ist!?

Ingo Busch, Portrait

Dipl.-Ing. Ingo Busch

Fachjournalist

Dipl.-Ing Ingo Busch studierte Technische Kybernetik und Automatisierungstechnik in Moskau und arbeitete als Instandhaltungsingenieur, Übersetzer und Fachjournalist. Zuletzt war er Chefredakteur der Fachzeitschrift „Instandhaltung“. Nach seiner Pensionierung setzte er sich aber nicht zur Ruhe. Als freier Journalist und Publizist verfolgt und begleitet er weiterhin die Entwicklungen in Wissenschaft und Technik, insbesondere natürlich in der Instandhaltung. Dabei hat ihn besonders im vergangenen Jahr sehr beeindruckt, wie „The Times, They Are A-Changin´“.
Deshalb hat er dieses Bob-Dylan-Zitat auch als Motto seines LinkedIn-Accounts gewählt.

Tel.: +49 / 8341 955 71 55
E-Mail: ibusch876@gmail.com

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